
In unserer schnelllebigen, digitalisierten Welt hetzen wir von To-do-Liste zu To-do-Liste, von Meeting zu Meeting. Kommunikation? Meist effizient, oft funktional, selten verbindend. Und genau hier kommt eine Methode ins Spiel, die so einfach wie genial ist — und doch völlig unterschätzt wird: Shared Reading.
Was ist Shared Reading?
Shared Reading bedeutet, gemeinsam in einer Gruppe einen Text zu lesen — meistens laut. Das kann ein Gedicht, ein Ausschnitt aus einem Roman oder eine Kurzgeschichte sein. Danach tauscht man sich darüber aus: Was hat mich berührt? Welcher Satz klingt noch nach? Was hat mich irritiert, inspiriert oder sogar getröstet?
Keine Literaturkritik, kein Leistungsdruck. Es geht nicht darum, das „Richtige“ zu sagen, sondern zu teilen, was ein Text in uns auslöst.
Warum Shared Reading so viel mehr ist als gemeinsames Lesen
Das Magische daran: Literatur wird zur Brücke zwischen Menschen. Über Worte, die wir gemeinsam hören und fühlen, entsteht ein Raum, in dem wir einander wirklich begegnen. Plötzlich öffnen sich Menschen, die sonst im Alltag kaum miteinander sprechen würden. Es werden Erfahrungen geteilt, Gedanken formuliert, die ohne diesen Impuls vielleicht nie ausgesprochen worden wären.
📣 Shared Reading und Kommunikation — eine unschlagbare Kombination
Und hier wird’s spannend: Shared Reading fördert nicht nur das gemeinsame Erleben, sondern verbessert auch ganz konkret unsere kommunikativen Fähigkeiten. Warum?
- Aktives Zuhören: Während eine Person liest, hören alle anderen aufmerksam zu — ein rares Gut in einer Welt voller Unterbrechungen.
- Resonanz statt Reaktion: Nach dem Lesen geht es darum, zu spüren, was ein Text in einem selbst auslöst — nicht, um direkt zu bewerten, zu analysieren oder zu widersprechen.
- Wertschätzender Austausch: Jeder Beitrag ist willkommen. Es gibt kein „falsch“. Das trainiert Offenheit und Empathie.
- Verständigung über Emotionen: Oft fällt es Menschen leichter, über einen Text von Gefühlen zu sprechen, als direkt über sich selbst. Shared Reading wird so zur indirekten Form von Selbstoffenbarung und Beziehungsstärkung.
📌 Einsatzmöglichkeiten im privaten und beruflichen Umfeld
Privat:
- Als Abendritual in der Familie oder mit Freunden.
- In Lesezirkeln oder bei Online-Treffen.
- In schwierigen Lebensphasen als Kraftquelle und Gesprächsanlass.
Beruflich:
- In Teamsitzungen, um einen anderen Gesprächsraum zu öffnen.
- In Führungskräftetrainings, um Themen wie Empathie, Perspektivwechsel und werteorientierte Kommunikation zu stärken.
- In Change-Prozessen, um schwierige Themen auf einer indirekten, emotionalen Ebene anzusprechen.
- In Coaching-Sessions als Methode zur Selbstreflexion und Ressourcenaktivierung.
Ein Beispiel:
In einem Unternehmen, das ich begleite, wurde vor einem anstehenden Restrukturierungsprozess ein kurzer Text über Veränderung und Neuanfang vorgelesen. Die Mitarbeitenden waren eingeladen, ihre Gedanken dazu zu teilen. Ergebnis: ein offener, ehrlicher Dialog, der den Boden für die eigentlichen Veränderungsgespräche bereitete — menschlich, verbindend, und mit einem völlig neuen Kommunikationsklima.
✨ Warum wir genau jetzt mehr Shared Reading brauchen
Weil wir Kommunikation verlernt haben, die wirklich verbindet. Shared Reading bringt uns zurück zu dem, was gute Kommunikation ausmacht: Zuhören, Anteil nehmen, sich berühren lassen, Resonanz spüren. Und das ganz ohne digitale Filter und Meeting-Agenda.
📌 Meine Empfehlung für dich
Such dir einen Text, der dich berührt — ein Gedicht, ein Märchen, ein Auszug aus einem Roman. Lies ihn mit anderen. Lass ihn wirken. Und dann rede darüber. Nicht um zu bewerten, sondern um zu teilen.
Ich verspreche dir: Das verändert Gespräche. Und Verbindungen.
Willst du wissen, wie du Shared Reading in deinem Team, deinem Unternehmen oder deinem privaten Umfeld einsetzen kannst?
Lass uns sprechen. Ich habe Ideen, Formate und eine ganze Sammlung an Texten, die nicht nur gelesen, sondern erlebt werden wollen.
👉 Schreib mir oder hinterlass einen Kommentar: Was wäre dein erster Text für ein Shared Reading?
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